Grußwort das Pastors
Von der Mission zur Partnerschaft
„Geht zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Nachfolgern. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe. Und das sollt ihr wissen, ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt“. (Mt 28,16 f.)
Mit diesen Gedanken forderte Jesus vor 2000 Jahren seine AnhängerInnen auf, in die Welt zu gehen und seine frohe Botschaft, das Evangelium, weiterzugeben. Während anfänglich die Verfolgung der Gläubigen die große Bewährung war, etablierte sich das Christentum seit dem 4. Jahrhundert im römischen Reich als Staatsreligion. Nun waren alle Andersgläubigen Heiden, die Kirche institutionalisierte sich und innerhalb der Staatsmacht breitete sich der neue Glaube in Europa aus. Innerkirchliche Auseinandersetzungen spalteten 1053 die Christenheit in eine byzantinisch-orthodoxe und eine römisch-katholische Richtung. Immer entzweiten Machtfragen und die rechte Glaubensauslegung. Als im 16. Jahrhundert die Reformation eine weitere Trennung bewirkte, lebten ca. 90 Mio. Christen in Kleinasien und Europa. Die Expansion der europäischen Kolonialmächte in der Neuzeit ging einher mit der vielfachen Zwangsbekehrung indigener Völker, mit teilweise grausamen Exzessen. Erst der politische und kulturelle Wandel im Europa des 19. Jahrhunderts führten auch zu einem Gesinnungswandel im Missionsverständnis. Der ev. Theologe, Arzt und Missionar Albert Schweitzer entwarf auf der Grundlage seiner afrikanischen Erfahrungen seine Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben mit dem neuen Leitsatz für die Mission: Heil und Heilung. Als 1948, nach leidvollen Menschheitserfahrungen, die Erklärung der allgemeinen Menschenrechte erfolgte, begann auch ein Umdenken gegenüber der sogenannten „3. Welt“. Verschiedene deutsche Missionsgesellschaften hatten seit Ende des 19. Jahrhunderts in Ostafrika gewirkt und einen Teil der Stämme und Völker „christianisiert“. Die Unabhängigkeitserklärungen afrikanischer Staaten führten auch zu einer neuen Einstellung zum europäisch geprägten Christentum. Eine eigene kulturelle Identität entstand und so musste sich auch inhaltlich ein neues Denken im Christentum entwickeln. Wir feiern nun in diesem Jahr eine Partnerschaft mit Hamai in Tansania, die seit 25 Jahren besteht. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die auf den drei Säulen Glauben-, Gaben- und Lebenteilen beruht. Kindergarten, Kirche, Pfarrhaus und nun eine Berufsschule wurden durch unsere Kirchengemeinde initiiert und gebaut, immense Summen an Spenden wurden gesammelt und segensreich eingesetzt. Vielen Kindern und Jugendlichen konnte mit dem Kindergarten, den Schulpatenschaften und nun bald durch die neu errichtete Berufsschule in den vergangenen Jahren wie auch zukünftig eine Zukunftsperspektive vor Ort gegeben werden. Es ist eine Hilfe zur Eigenverantwortung und Selbsthilfe, nicht nur vorbildlich, sondern nachhaltig. Dafür sei vor allem dem Partnerschaftsausschuss mit Walter und Jacoba Schulz und meinem Vorgänger, Pastor i. R. Diedrich Kohnert, Dank und Respekt ausgesprochen. Das ist guter Grund, um ausgiebig zu feiern! Am 25. August 2019 tun wir dies im Rahmen des Budenfestes – zusammen mit dem Bischof aus Tansania und dem muslimischen Bürgermeister aus Hamai. Mögen auch in den kommenden Jahren Mitglieder beider Gemeinden das Feuer weitertragen, sich begegnen, austauschen, helfen, voneinander lernen, miteinander feiern und sich so bereichern.
Ihr/euer Pastor Thorsten Jacobs