Entwidmung der Markuskirche durch Regionalbischöfin Schiermeyer

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Die Markuskirche ist eine von drei Kirchen, die neben der denkmalgeschützen Pauluskirche in Dalum aus dem Jahr 1950 und der Johanneskapelle, Mutterkirche aus dem Jahre 1938, zu unserer Kirchengemeinde gehört.

1967 wurde sie in der Siedlung Torfwerk unter großer Beteiligung der Bevölkerung nach Plänen des Architekten Nikolaus Johannsen aus Osnabrück errichtet und eingeweiht.

Die stark schwindenden Besuchszahlen der angebotenen Gottesdienste und der Nutzungsnachfragen durch Gruppen in der Markuskirche mit angrenzendem Gemeindesaal der letzten Jahre, die zusätzlich im Laufe der Jahre unverhältnismäßig hohen Betriebskosten und auch auferlegte Sparzwänge durch Kirchenkreis und Landeskirche zwangen den Kirchenvorstand zunächst zur Erstellung entsprechend neuer Nutzungskonzepte.

Viele Jahre wurde nach entsprechenden alternativen und ergänzenden Nutzungsmöglichkeiten, die auch den Erhalt des Kirchenraumes ermöglichen sollten, gesucht.

Überlegungen, den Kirchenkreisjugenddienst, Abteilungen des Kirchenkreisamtes oder der Lektoren- und Prädikantenausbildung zu integrieren, erwiesen sich als nicht aussichtsreich oder umsetzbar.

Auch die Überlegungen, eine Tagespflegeeinrichtung zu initiieren, scheiterte durch entsprechende Gutachten.

Ein adäquates und finanzierbares Nutzungskonzept konnte zum Erhalt der Kirche trotz vielfacher Mühen nicht erstellt werden.

Bereits 2018 erfolgte folglich der grundsätzliche Kirchenvorstandsbeschluss zur Veräußerung der Kirche.

2024 fiel dann die Entscheidung, die Kirche und Grundstück privaten und öffentlichen Anbietern zu offerieren, da sich eine innerkirchliche Option als nicht realisierbar erwies.

Pastor Thorsten Jacobs begrüßte die ökumenische Gemeinde in der vollbesetzten Kirche. Gemeinsam mit Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer, dem Superintendenten des Kirchenkreises Emsland Bentheim, Dr. Bernd Brauer, Pfarrer Jürgen Altmeppen vom katholischen Pfarreienverbund Geeste, Diakon und Kirchenkreisjugendwart Philip Krieger, Prädikantin Edeltraut Prange und Lektor Reinhard Wenzel gestaltete er den Entwidmungsgottesdienst unter musikalischer Begleitung von Organistin Albina Rachmanin und der Band Capo d'Asta unter Leitung von Hubert Thater.

Unter den Ehrengästen fanden sich auch Landrat Marc-André Burgdorf, Bürgermeister Helmut Höke und die Ehrenkirchenvorsteher Heinz Jesgarzewski und Manfred Rogin.

"Auch die wunderbare und festliche Musik durch Orgel und Capo d' Asta zum Einzug können nicht über den traurigen Anlass hinweg täuschen, der uns heute hierher geführt hat.", so Pastor Jacobs in seiner Begrüßung.

"Seit 1967 hat sich die Gemeinde in dieser Kirche versammelt, Gottesdienst gefeiert, viele Menschen wurden hier getauft, konfirmiert, haben gebetet, geklagt, Trost gefunden, gefeiert, gesungen und gelacht im Angesicht Gottes. Heute nun nehmen wir Abschied, feiern das letzte Mal Gottesdienst und das Abendmahl, schließen die Türen, schauen zurück auf das, was war, was uns innerlich bewegt und auch, was uns trägt und was wir zukünftig erhoffen.", so Jacobs weiter. Die zukünftigen Herausforderungen und den Schmerz über die Entscheidung zur Veräußerung verband Jacobs aber auch mit großer Hoffnung und Zuversicht: "Wir nehmen zwar Abschied, trennen uns von einer unserer Kirchen, was mit zu den schmerzhaftesten und schwierigsten Entscheidungen eines Kirchenvorstandes und Pfarramtes gehört, aber die Gemeinde besteht trotzdem weiterhin, anders, aber sie wird weiter bestehen, weil wir auf Jesu Wort vertrauen: 'Fürchtet euch nicht. Ich bin bei euch, alle Tage bis zum Ende der Welt.'"

In ihrer Predigt über die biblische Geschichte vom zweifelnden Thomas (Johannesevangelium 20,19-29) am ersten Sonntag nach dem Osterfest sagte die Regionalbischöfin für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems: „Wir verabschieden uns und trauern. Wir brauchen es, das zusammen zu tun. Zusammen erinnern wir uns, was gewesen ist in 56 Jahren. Bilder steigen auf, Erinnerungen an Gottesdienstmomente, an Abendmahlsrunden, an das überschwängliche Glück auf den Gesichtern eines Brautpaares, an Wasser, das im wunderschönen Taufrund des Kirchraums einem Kind auf eine Stirn gestrichen wurde, an das Verlesen der Namen Verstorbener, an unzählige gesungene Lieder, an Orgelklang und Predigtwort, an Festgottesdienstfülle und leere Bänke. Die leeren Bänke gehören auch in das Erinnern, denn die Entwidmung dieser Kirche kommt nicht aus dem Nichts. Sie ist ein Ergebnis eines Auszugs. Die Wunde der aufgegebenen Kirche wird uns bleiben. Schämen wir uns nicht, sie zu tragen, sie gehört zu unserem Kirchesein in dieser Zeit dazu.“

In einem eindrücklichen Grußwort betonte der Landrat des Landkreises Emsland, Marc-André Burgdorf, die Bedeutung der Kirchen. Theologische Fragen können nicht nur soziologisch beantwortet werden. Es bleibe die Aufgabe Gottes zu wirken. Eindrücklich konstatiert er auf die Frage, was Christen heute tun können: „Gehen wir hinaus, werden wir zu Menschenfischern, verkünden wir das Evangelium. Das wünsche ich mir als Christ, das wünsche ich mir als Landrat. Gesellschaft braucht Kirche, nicht nur aus Gründen der Aufgaben der caritativen Liebe, die sie gut und wohltuend für die Gesellschaft erfüllt. Sondern auch, weil sie der Gesellschaft Werte gibt, ohne die Gesellschaft in Wahrheit nicht leben könnte.“

Bürgermeister Helmut Höke von der Gemeinde Geeste resumierte ebenfalls den aktuellen Prozess, der zur Aufgabe von Kirchengebäuden führe, wie er auch im Ortsteil Geeste-Osterbock bereits stattgefunden habe, und sagte die Unterstützung der Gemeinde für die Umsetzung eines neuen Nutzungskonzeptes der Kirche zu.

Pfarrer Jürgen Altmeppen betonte die gute ökumenische Verbundenheit, ermunterte zu einer neuen Perspektive, in der auch ein Abschied analog zur Ostererzählung Chance und Neubeginn bedeuten könne. "Unsere katholische Kirche in Hesepe steht euch für alle gottesdienstlichen Feiern jederzeit zur Verfügung", lud der Geistliche die lutherischen Glaubensgeschwister ein.

Superintendent Dr. Bernd Brauer benannte im Vergleich zu den Zeiten, in denen Kirchen wie die Markuskirche auch in jüngerer Zeit noch gebaut wurden, geänderte Bedingungen und Herausforderungen, heute Kirche vor Ort zu sein und ermunterte die Kirchengemeinde Dalum vertrauensvoll, den eingeschlagenen Weg weiter zu beschreiten.

Im Anschluss an die Grußworte und Abendmahlsfeier entwidmete Regionalbischöfin Schiermeyer die Markuskirche.

Mit Gesang, Texten und Gebeten wurden die Sakralgegenstände nach bischöflichem Abschlusssegen und dem Lied "Vertraut den neuen Wegen" in Stille durch den Kirchenvorstand, die beteiligen Liturginnen und Liturgen, der ehemaligen und langjährigen Küsterin Ute Stenzel sowie der begleitenden Fahnenabordnung des örtlichen Schützenvereins St. Georg aus der Kirche getragen.

Orgel und Glocken blieben stumm.

Im Anschluss an die Entwidmungsfeierlichkeit versammelte sich die Gemeinde im Gemeindesaal zu einem abschließenden Empfang, um das Erlebte gemeinsam nachwirken zu lassen.

Pastor Jacobs dankte allen Beteiligten für die Vorbereitung und Durchführung der würdigen Feierlichkeit und auch der Bischöfin für die empathische Begleitung der Entwidmung der Markuskirche.

Die weitere Nutzung des ehemaligen Gotteshauses als privater Wohnraum, Austellungsraum mit Café o. Ä. ist derzeit noch offen.


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